Dieser Song ist mein persönlichster vom Album, denn ich habe darin die Scheidung meiner Eltern verarbeitet.
Es ist die Geschichte zweier Menschen, die sich auseinandergelebt haben, weil jeder eine andere Vorstellung vom Leben hatte.
Meine Mutter, eine sehr ehrgeizige Karrierefrau, baute nach der Wende ein riesiges Catering-Unternehmen auf – eine wahnsinnig beeindruckende Leistung. Mein Papa hingegen war ein absoluter Familienmensch, dem gemeinsame Abendessen und ein intaktes Familienleben sehr wichtig waren. Diese, für andere selbstverständlichen Dinge, wurden für uns immer seltener. Als wir Kinder dann noch auf ein Internat gingen, wurde er immer unglücklicher. Mein Papa zog sich immer mehr in sich zurück.
Der Prozess war schleichend: geprägt von viel Arbeit, zu wenig Kommunikation und zunehmender Stille. Auch für uns Kinder war das spürbar, doch vieles versteht man erst viel später.
Meine Mutter arbeitete sehr hart, um uns Kindern und der Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Ich glaube, irgendwann steckt man in einem Strudel, aus dem man nicht mehr zurück kann. Ich kann das mittlerweile gut verstehen. Aber um welchen Preis?
Eines Tages verliebte sich mein Papa in eine andere Frau. Das riss meiner Mutter natürlich den Boden unter den Füßen weg. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion packte sie die Koffer und ging.
Wenn zwei Menschen so unterschiedliche Wege gehen, wäre wohl eine frühere Trennung für beide besser gewesen. Nicht, weil sie sich nicht geliebt hätten – aber manchmal reicht Liebe eben nicht aus.
Diese Situation kennen sicherlich viele. Auch wenn es heute keine veralteten Beziehungsmodelle mehr geben muss, prägt die Gesellschaft weiterhin, was „normal“ ist. Finde den Fehler! Sind nicht gemeinsame Interessen, Ziele und Träume viel wichtiger, als Gesellschaftliche Zwänge?
Das ist die Geschichte hinter dem Song. Warum teile ich etwas so Privates mit euch? Weil es nicht um Schuld und Fehler geht. Jede Geschichte hat zwei Seiten. Diese ist nur eine von vielen, von zwei Menschen, die kein gemeinsames Ziel mehr hatten und Angst vor Veränderung aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen – und das ist viel schlimmer als das Offensichtliche.
Eine Trennung ist nicht immer das Ende, sondern kann auch der Anfang von etwas Neuem sein. Eine Beziehung ist nicht immer schwarz-weiß, besonders nicht in der heutigen Zeit. Sie ist so bunt wie das Leben, das wir selbst schreiben.
Ich wünschte, meine Eltern hätten früher den Mut gefunden, getrennt einen neuen Weg zu gehen. Ich wünschte, meine Mutter wäre noch einmal richtig glücklich geworden. Und ich wünschte, mein Papa würde heute noch leben.
Das Leben ist zu kurz, um nicht dem Herzen zu folgen, den eigenen Emotionen und Empfindungen treu zu bleiben und gesellschaftliche Erwartungen zu ignorieren.
Wir haben nur ein Leben.
